Nachwachsende Ressourcen verbraucht: Ab jetzt leben wir auf Kosten unserer Kinder

Kreistagskandidat Karl-Heinz Untch

04.05.2024 –

 

Müssen wir ab morgen den Rest des Jahres unser Auto stehen lassen? Wenn wir fair handeln wollen, scheint das die einzig sinnvolle Option zu sein. Aktuell möge uns die Oberlausitz zwar mit einem malerischen gelben Rapsblütenmeer verzaubern, doch die Idylle trügt. Am 2. Mai 2024 hat Deutschland den Country Overshoot Day erreicht - der Tag, an dem wir alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die innerhalb eines Jahres nachwachsen können. Für den Rest des Jahres leben wir quasi auf Pump - zu Lasten unserer Kinder und Enkel.

Doch was sollen wir tun? Wollen die Grünen etwa das Autofahren verbieten? Unbestritten ist: Der Verkehr ist einer der Hauptverursacher des CO2-Ausstoßes, der die übermäßige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen bedingt. In der Oberlausitz wird oft über den Ausbau der Autobahn A4 diskutiert, um vermeintliche Verkehrsprobleme zu lösen. Doch diese Forderung erscheint zunehmend unangemessen angesichts des stetig vorrückenden Erdüberlastungstages. Es ist nicht die Zeit für breitere und bequemere Straßen, die nur zu mehr Verkehr und Umweltbelastung führen. Stattdessen sollte der Fokus auf den Ausbau von Bahn- und Busverbindungen liegen. Dies würde nicht nur die CO2-Emissionen reduzieren, sondern auch eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Mobilität in der Region fördern.

Nein, die Grünen wollen das Auto nicht verbieten. Selbst der deutsche Ethikrat betont, dass es unangemessen ist, die Bewältigung des Klimawandels allein von Einzelnen durch Einschränkungen zu erwarten. Vielmehr erfordert es eine gerechte Verteilung entsprechend dem Verursacherprinzip und ein Handeln auf verschiedenen Ebenen. Auf Kreisebene setzen wir uns unter anderem ein für:

- Den Ausbau erneuerbarer Energien auf kreiseigenen Flächen
- Die Umsetzung der Radwegekonzeption
- Die Elektrifizierung und den Ausbau des Bahnnetzes
- Die Förderung ökologischer Landwirtschaft und den Vertrieb regionaler Produkte
- Keinen weiteren Ausbau der A4

Auch auf europäischer Ebene ist schnelles Handeln gefragt. Das Renaturierungsgesetz, ein Teil des Green Deals, ist in Gefahr und droht zu scheitern. Wir benötigen verbindliche Zwischenziele bei den Emissionszielen, nachhaltigere Produktionsprozesse und einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, um als EU klimaneutral zu werden.

Die Bewohner der Oberlausitz und ganz Deutschlands stehen am 9. Juni vor einer entscheidenden Wahl. Sie müssen entscheiden, ob sie weiterhin einen unausgewogenen Lebensstil führen und ökologische Schulden bei zukünftigen Generationen aufbauen wollen oder ob sie mutige Schritte unternehmen möchten, um eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu sichern. Am 9. Juni haben die Bürger bei der Europawahl und den Kommunalwahlen die Gelegenheit, ein starkes Signal für dringend benötigte Veränderungen und den Erhalt unserer Lebensgrundlage zu senden.

Karl-Heinz Untch, Diplom-Psychologe, Kandidat für den Kreistag