Kein Schönheitsputz für Nazi-Denkmal in Kamenz

Stradtratsrede Jörg Stern

18.08.2018 –

Ich möchte kurz begründen, warum ich gegen den Stadtratsbeschluss gestimmt habe.

Für die Renovierung des Nazi-Denkmals auf dem Hutberg und dessen Umgebung oberhalb der Freilichtbühne sind 2018 und 2019 ca. 170 000€ vorgesehen.Mein erster Grund ist ein finanzieller. Die Stadt ist in keiner akuten Notlage, aber ich sehe deutlich wichtigere und vernünftigere Ausgaben und Investitionen: die Schulbauten Lessingschule und 2. Oberschule, der Kindergarten in Wiesa, leer stehende Häuser in der Innenstadt, der Straßen- und Radwegebau, Parkplätze am Bahnhof, Stadtbibliothek usw. Wir benötigen Reserven für eine Vielzahl von Risiken bzw. Kosten in der näheren Zukunft, wie den Preissteigerungen im Baugewerbe, den Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst und auch bei der Schwimmhalle und einer Eingemeindung von Schönteichen ist mit zusätzlichen Ausgaben zu rechnen.

Fast noch wichtiger ist mir das politische Zeichen, was damit gesetzt wird. In einer Zeit, wo AfD-Politiker einen Wandel der Erinnerungskultur um 180° fordern, die Verbrechen der Hitlerdiktatur kleingeredet oder negiert werden, haben Politiker eine besondere Verantwortung.
Das 1935 errichtete Denkmal war kein harmloser Gedenkort für die Toten des 1. Weltkrieges. Es ging um Heldengedenken und Opfertod für das deutsche Vaterland und um die Vorbereitung auf den noch viel furchtbareren 2.Weltkrieg.

Ich darf auch daran erinnern, das vor sieben Jahren der NPD- OB-Kandidat Ertl das Denkmal als touristischen Anziehungspunkt wieder aufbauen wollte.
Für mich ist ein Dornröschenschlaf ein durchaus angemessener Umgang mit diesem Denkmal.

Zwei Sachen sollten trotzdem gemacht werden: Um das Denkmal muss ein neuer Zaun errichtet werden aus ästhetischen und Sicherheitsgründen. Da gebe ich Herrn Heichel völlig recht. Für besonders wichtig halte ich zwei Informationstafeln am Denkmal und an der Freilichtbühne (dem Thingplatz der Nazis), die über die Geschichte dieses Ensembles aufklären.

Info: Der Stadtrat stimmte der Vorlage der Stadtverwaltung mit einer Gegenstimme zu.