Menü
11.09.2017 –
Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
im Sommer 1945, als die Jahrestage der Ermordung des Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid, des Kommunisten Ernst Thälmann und der Widerstandskämpfer des 20. Juli bevorstanden, ergriffen ehemalige Verfolgte des NS-Regimes die Initiative zur Begründung eines Gedenktages für die Opfer des Faschismus.
In dessen Folge rief der Berliner Magistrat erstmals für den 9. September 1945 zum „Tag der Opfer des Faschismus“ auf.
Die neu zugelassenen demokratischen Parteien, die Jüdische Gemeinde, die Kirchen, die Gewerkschaften und Jugendausschüsse unterstützten diesen Gedenktag.
Ihr Anliegen war es, Gedenken und Erinnerung mit Aufklärung und Mahnung zu verbinden.
Damals begegneten sich in Berlin Menschen nach Jahren der Haft, der Verfolgung und des Exils wieder zum ersten Mal, es war ein Anlass zu Freude und zu Trauer.
Seit 1952 findet am 2. Sonntag im September der Gedenktag der Opfer des Faschismus statt.
Heute ist wieder der 2. Sonntag im September. Wir stehen hier an einem Ort an dem die SS im Februar 1945 43 jüdische Frauen auf einem Todesmarsch vom KZ Auschwitz zum KZ Buchenwald ermordet hat.
Die Massenmörder der SS, die bedingungslos den Befehlen vom Hitler und Himmler folgten, töteten die Frauen, obwohl zu diesem Zeitpunkt Deutschland den Krieg längst verloren hatte. Gnade kannten sie keine.
Millionen weitere Menschen sind während des Dritten Reichs in den Konzentrationslagern ermordet worden.
Diese Ideologie von Hitler und Himmler unterstützen aber nicht nur die nationalsozialistische Organisation wie die SS, sondern auch sehr sehr viele Teile der Bevölkerung.
Nicht weit von hier hat im Sommer 1932 der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler eine Rede gehalten. Er musste seine Wahlkampfveranstaltung vor die Stadt verlegen. weil die Stadt Bautzen ihm ein Redeverbot im Stadtgebiet erteilt hatte. Über 25.000 Menschen haben ihm zugehört. Ein halbes Jahr später hat die NSDAP bei der Stadtratswahl in Bautzen die Mehrheit der Sitze errungen.
Die Mehrzahl der Bautzenerinnen und Bautzener unterstützen somit die von Hitler geführte Ideologie und ebneten dem mörderischen NS-Regime den Weg.
Heute 2017 stehen wir hier im gemeinsamen Gedenken an die Schrecken des NS-Regimes und erteilen all denen eine Absage, die, die Geschichte vergessen und die Ermahnung zukünftiger Generationen unterlassen wollen.
Frieden und Freiheit ist nicht selbstverständlich, wir müssen alle diese Werte immer wieder neu verteidigen.
In dieser Woche sagte der Landesverfassungsschutzchef:
„der Freistaat Sachsen ist rein zahlenmäßig eine rechtsextremistische Hochburg“ – ja, wer hier in der Region wohnt weiß dieses schon seit Jahren.
Die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Sachsen und auch der Landkreis Bautzen muss Rechtsextremismus, alltäglichen und institutionell verankerten Rassismus mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen und den Blick nach rechts außen schärfen.
Wo immer Bürgerinnen und Bürger sich gegen Nazis engagieren, müssen diese von Verwaltung und Zivilgesellschaft unterstützt werden, egal ob dieses in Vereinen, Initiativen, Religionsgemeinschaften oder auch durch Demos gegen Nazi-Aufmärsche erfolgt.
Maurice Goldstein, damaliger Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees sagte am 27. Januar 1995 in Birkenau anlässlich der Zeremonie zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz
Zitat:
„.. denken Sie daran, dass mit der Niederlage des Dritten Reiches, die Nazi-Ideologie nicht verschwunden ist, dass faschistische und neonazistische Bewegungen, Organisationen und Parteien bereit sind, neues Unheil über die Menschen zu bringen.“
Zitat Ende.
Die Toten mahnen uns Lebenden, heute hier in Salzenforst.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!