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21.08.2015 –
Günther: Etwa 850 Hektar Waldfläche gingen seit 2008 verloren
Dresden. In Sachsen soll der Waldanteil auf 30 Prozent an der Landesfläche anwachsen. Diese Zielstellung wurde bereits im Jahr 2003 im Landesentwicklungsplan beschlossenen.
"Doch der Freistaat kommt diesem Ziel nur im Schneckentempo näher. In den letzten vier Jahren ist der Zuwachs sogar zum Stehen gekommen. Im waldreichen Landkreis Bautzen hat sich die Waldfläche in den letzten Jahren sogar verringert", darauf weist Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag hin.
Er hat aktuelle Antworten von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf seine Kleine Anfrage ausgewertet.
"Im Landkreis Bautzen sank der Waldanteil von reichlich 37,1 Prozent im Jahr 2008 auf 36,7 Prozent im Jahr 2014. Damit gingen im Landkreis ca. 850 Hektar Waldfläche in den letzten Jahren verloren. Ende 2014 waren noch genau 88.033 Hektar mit Wald bedeckt", so Günther.
"Seit mittlerweile vier Jahren stagniert die Erhöhung des sächsischen Waldanteils und liegt unverändert bei 28,4 Prozent. Trotz schrumpfender Bevölkerungszahl werden in Sachsen mehrere Hektar Fläche täglich neu versiegelt. Jede neue Straße, jedes neue Gewerbegebiet, jedes neue Einfamilienhausgebiet, jede Erweiterung von Braunkohletagebauen frisst Fläche – ein großer Teil davon ist Wald. Wir GRÜNEN wollen den fortschreitenden Verbrauch von Flächen für neue Bebauung von vornherein begrenzen. Aus unsere Sicht muss der Flächenneuverbrauch bis 2020 auf nahe Null verringert werden."
"Neuversiegelungen sollten nur noch genehmigt werden, wenn jeweils eine gleich große Fläche in gleichartiger Umgebung entsiegelt wird", fordert der Abgeordnete.
>> Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther (GRÜNE) 'Entwicklung des Waldanteils in Sachsen seit 2005' (Drs 6/2083)
edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx
Hintergrund:
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In den letzten zehn Jahren gab es im gesamten Freistaat nur ganze 0,6 Prozent Waldwachstum. Während Sachsen im Jahr 2005 27,8 Prozent Waldanteil aufwies, waren es 2011 28,4 Prozent. Die Angaben entstammen der Antwort des Umweltministers auf eine aktuelle Kleine Anfrage von Wolfram Günther ('Entwicklung des Waldanteils in Sachsen seit 2005' (Drs 6/2083)).
Ohne zusätzliche Anstrengungen beim Waldumbau ist der sächsische Wald dem Klimawandel nicht gewachsen. Auf der Hälfte der rund 200.000 Hektar Wald in Landesbesitz wachsen Fichten in Monokultur außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Sie sind deshalb besonders anfällig gegen Trockenheit und Schädlingsbefall. Schon jetzt treffen Stürme und Borkenkäferbefall besonders die Fichtenmonokulturen."
"Ziel muss es sein, dass konsequent die Fichtenbestände, die ohne menschliche Eingriffe bestandsbildend erst ab 800 Höhenmetern vorkommen würden, durch größere Anteile von Laubbäumen ersetzen.
Gerade angesichts der Unwägbarkeiten des Klimawandels muss die gesamte standörtlich mögliche Palette heimischer Baumarten genutzt werden – auch wenn dies waldbaulich anspruchsvoll ist und mehr qualifiziertes Forstpersonal erfordert, als nach den Einsparungswellen der letzten Jahre noch zur Verfügung steht.
Die sächsischen Staatswälder sollen endlich nach den internationalen Kriterien für verantwortungsvolle Waldwirtschaft des Forest Stewardship Council (FSC) bewirtschaftet werden. Nach den anspruchsvollen ökologischen und sozialen Qualitätsstandards wurde bisher allerdings erst ein Prozent der sächsischen Waldfläche zertifiziert. Das sind ca. 5.000 Hektar. Zum Vergleich: Die Hälfte des Staatswaldes im Bundesland Rheinland-Pfalz - immerhin 110.000 Hektar - ist bereits nach dem Standard des FSC zertifiziert."
Sachsen zählt damit zu den waldärmeren Ländern der Bundesrepublik. Unter den deutschen Flächenländern haben Rheinland-Pfalz mit 42 und Hessen mit 40 Prozent den höchsten Waldanteil.
Der Privatwald nimmt ca. 45 Prozent und der Wald in Landesbesitz ca. 38,6 Prozent der Waldfläche Sachsens ein. Acht Prozent des Waldes befinden sich im Eigentum kommunaler Körperschaften, sechs Prozent gehören dem Bund und zwei Prozent sind im Kirchenbesitz.
FSC (Forest Stewardship Council) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die das erste System zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft schuf, betreibt und weiterentwickelt.
Aktuell befinden sich die Landeswälder von Hessen, Baden-Württemberg und Thüringen im Zertifizierungsprozess. Die Wälder der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin sowie zahlreiche Gemeinde- und Privatwälder sind bereits nach den Standards des FSC zertifiziert.
Leitbild der angestrebten Wirtschaftswälder beim FSC-Siegel sind naturnahe Waldökosysteme, die sich bezüglich Baumartenzusammensetzung, Vorrat, Dynamik und Struktur den natürlichen Waldgesellschaften annähern.
FSC-Standards:
http://www.fsc-deutschland.de/fsc-standards.55.htm
Quelle: Pressemitteilung Landtagsfraktion, 21.08.2015